AiD ART M 2024 – Daria Dobro

Die Offenbarung unbewusster Notwendigkeiten in der Kunst

Daria Dobro alias Daria Habermann arbeitet mit Techniken aus den Bereichen Collage, Assemblage und Objektkunst und verbindet mit Nadel und Faden Fragmente von Fotos, Zeichnungen und Stoffen. Die hergestellten Arbeiten zeugen von Erinnerungen, Lebenszyklen und Etappen. Die Fäden deuten auf etwas Verbindendes hin; auf etwas, das Risse zusammenhalten und wieder loslassen kann. In einem solchen Schaffensprozess wird alles in Bewegung gehalten, bis es entsprechend einer empfundenen Notwendigkeit ineinandergeflossen ist. Beim Nähen spürt sie einen inneren Antrieb, der sie leitet, und folgt ihrer inneren Notwendigkeit, die sich aus ihrem Unterbewusstsein an die Oberfläche drängt, ohne sich dabei vollständig zu offenbaren.

Die Porträts entspringen ihrem Unterbewusstsein, während sie näht. Auf diese Weise stellt sie Unikate her, die verborgene Erkenntnisse und unausgesprochenes Wissen sichtbar machen. Weil sich ihr eigener Antrieb und ihre eigene, empfundene Notwendigkeit dabei nicht vollständig offenbart, hat sie sich zur Angewohnheit gemacht, ihre genähte Objektkunst zu untersuchen, um mehr über sich und insbesondere mehr über die innere Notwendigkeit zu erfahren, die sie antreibt. So wurden die Unikate zum Ausgangspunkt eines weiteren künstlerischen Prozesses, der die Unikate mit fotografischen Verfahren untersucht, die mehr sehen, als sich mit bloßem Auge erkennen lässt.

Bei ihrer Untersuchung kommt der Rückseite einer Arbeit das gleiche Interesse wie der Vorderseite zu. Nur so entfaltet sich die Magie und die Abstraktion der Abbildungen vollständig und enthüllt ein Ganzes, eine notwendige Einheit, welche die Persönlichkeit der Arbeit auffächert und weit über die einzelnen Ansichten hinausgeht. Die weitere künstlerische Betrachtung hebt die Begrenzungen der Ansichten auf und eine reale Magie erweckt sie zu einem neuen Leben. Es entstehen notwendige Einheiten aus jeweils zwei Vorderseiten, zwei Rückseiten und einer Konstruktion, die aus den Vorder- und Rückseiten zusammengestellt wird.

Die fotografische Untersuchung und insbesondere die damit verbundene Vergrößerung machen ihre unterbewussten Empfindungen und das damit verbundene Wissen um die dargestellten Personen für sie und andere deutlicher sichtbar. Dabei transformiert Dobro die genähten Unikate in Auflagenkunst und stellt aus der dargestellten Person einen Typus durch unbewusste Abstraktionen her; eine Transformation, welche die Ansichten für die finale Konstruktion vorbereiten. Dabei stehen die unbewussten Abstraktionen im Kontrast zu der Schärfe und den Details der Be- und Durchleuchtung, die für das Auge sichtbar machen, was es an den Unikaten aus eigener Kraft nicht sehen kann. Die finale Konstruktion lässt die fotografischen Ansichten im Anschluss so ineinanderfließen, dass die Notwendigkeit des künstlerischen Schaffensprozesses greifbarer, transparenter und deutlicher sichtbar wird. Ihren Schaffensprozess verknüpft sie für jede notwendige Einheit mit einem Kontext, der beim Betrachten Orientierung gibt, indem er den Schaffensprozess und die Persönlichkeit der Konstruktion und ihrer Teile umgibt.

Nocturnus

Der für Nocturne vorgeschlagene Kontext hält in einer jungen Nacht eine verhaltene, elegische Stimmung bereit. Wie gelingt die rhythmische Befreiung aus der Traurigkeit? Vielleicht sollten Sie mal wieder Chopin, Nocturne Es-Dur, Op. 9, Nr. 2 hören, aber ohne jede neue Liebe gleich für ein neues Leben zu halten. Dafür kann ein Sinn für Zusammenhänge und rote Fäden nicht schaden. Ein roter Faden macht noch kein Beziehungsgeflecht, aber viele rote Fäden können eine gesegnete Zukunft für alle bedeuten, sofern jeder seinen Faden findet. Selbst die Furcht, dass die vielen Fäden sich verknoten und nicht mehr lösen lassen, verfliegt mit der Hoffnung auf parallel in die Zukunft führende Fäden, die in eine bessere, vielfältigere Zukunft führen, die allen Verschiedenes bietet. Es gibt nicht die eine richtige Lösung, genauso wie der gegebene Kontext nicht der einzig richtige ist, obwohl viele Fäden, die parallel in die Zukunft führen, genügend Optionen parat halten. Sie sind jeden Tag in einer anderen Situation und einer anderen Stimmung; aber sie können nicht jeden Tag ein neues Leben beginnen. Dennoch kann der Schicksalsfaden ihre Geschichte täglich variieren, wenn sie ihn selbst in die Hand nehmen.

Knoten

Der Kontext von Knoten hält eine weitere Knotengeschichte bereit, in der es nicht um das Herrschen geht. Wir brauchen auch keinen Alexander, der den Knoten mit dem Schwert teilt und so das gordische Rätsel da absurdum führt. Unser Knoten verbirgt kein Rätsel, sondern eine schwierige, fast unlösbar erscheinende Kommunikation, die nur gelingen kann, wenn der Kontext und die Umstände im Inneren und im Äußeren es zulassen. Ein blauer Himmel kann nicht schaden, aber das Herunterbeten des Blauen vom Himmel wäre ein Hindernis. Es geht darum, die innere Kraft für den richtigen, geäußerten Ton zu erzeugen, der im Außen das Gewollte bewirkt. Nur dann löst sich der Knoten. Ein solcher Knoten kann sich zu einem schwer lösbaren Problem auswachsen oder sich lösen, wenn die Umstände und die innere Stimmung in Einklang erklingen. Es gibt nicht die eine richtige Lösung, genauso wie der gegebene Kontext nicht der einzig richtige ist. Sie sind jeden Tag in einer anderen Situation und einer anderen Stimmung und so löst sich der Knoten vielleicht jeden Tag ein wenig anders. Und deshalb kann der Kontext und seine Geschichte täglich variieren, weil an einem anderen Tag eine andere Lösung des Knotens für sie richtig ist.

Black Eyes

Schwarze Augen ist ein russisches Lied, das in der westlichen Welt zu einem vielinterpretierten Jazz-Standard wurde. Eine beeindruckende Interpretation hat Louis Amstrong hinterlassen. Der Liedtext stammt von einem Gedicht des ukrainischen Schriftstellers und Dichters Jewhen Hrebinka, das am 17. Januar 1843 zum ersten Mal in der Literaturnaja Gaseta veröffentlicht wurde. Die Melodie stammt aus dem Stück Hommage Valse Opus 21 des Deutschen Florian Hermann (1884). Eine gute Ausgangsbasis für eigene Recherchen ist die deutsche Wikipedia Seite „Black Eyes (Lied)“, über die sich auch eine deutsche Übersetzung des Liedtextes finden lässt:

Schwarze Augen, leidenschaftliche Augen,
brennende, schöne Augen,
wie ich euch liebe, wie ich euch fürchte!
Seit ich euch sah, habe ich keine gute Stunde mehr.

Ach, ihr seid nicht umsonst von so dunkler Tiefe!
Ich sehe in euch die Trauer über meine Seele,
ich sehe in euch das unbezwingbare Feuer,
auf dem mein armes Herz verbrennt.

Doch ich bin nicht traurig, nicht bedrückt,
glücklich erscheint mir mein Schicksal.
Alles, was Gott uns Gutes im Leben gegeben hat,
habe ich geopfert für diese feurigen Augen.

Wer sich die vielen Interpretationen anhört, erfährt, dass das Leid des armen Herzens des Interpretierenden viele Variationen haben kann und dass die dunklen Augen unterschiedliche melancholische Gefühle und Leiden auslösen können. Das Leid lässt sich nicht verallgemeinern, weil es für jeden eine andere Interpretation und damit eine andere Bedeutung hat. Aber es lässt sich mit einem Spielraum so fassen, dass es interpretierbar wird.

Wenn sie die Konstruktion und die Teile von Black Eyes betrachten, werden sie ähnliche Erfahrungen machen. Es geht nicht darum die richtige Interpretation zu finden, sondern ihren eigenen Spielraum für die Interpretationen auszuloten.

Notwendige Einheiten

jede Grafik:
Auflage: 10+3 AP

Nocturnus

Preise 2024:
60x80cm 750€ Rahmen 180€
90×120 1500€ Rahmen:360€
Rahmung: Halbe Classic, Alu 8, schwarz matt, entspiegeltes Museumsglas.

Knoten

Preise 2024:
60x80cm 750€ Rahmen 180€
90×120 1500€ Rahmen 360€
Rahmung: Halbe Classic, Alu 8, schwarz matt, entspiegeltes Museumsglas.

Black Eyes

Preise 2024:
60x70cm 750€ Rahmen 170€
90×105 1500€ Rahmen:400€
Rahmung: Halbe Classic, Alu 8, schwarz matt, entspiegeltes Museumsglas.

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