Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus dem neuen Buch „Code“ von Thomas Wunsch
Giftbox: Sommer 2023
Nachtwandel 2022
Nachtwandel 2022
Alle Bildern der Arbeit „Code“ von Thomas Wunsch, scheinen ihr eigenes Geheimnis zu bergen, das im Zusammenhang mit der Interpretation der im Bild enthalten Symbole, Zeichen oder Buchstaben zu stehen scheint. Unser Bewusstsein wittert eine Bedeutung, die sich aus dem im Bild enthaltenen Kontext zu erschließen scheint. Das Betrachten der Bilder fordert unser Kopfkino heraus, das Geheimnis der unbekannten Codierung der Symbole, Zeichen und Buchstaben zu knacken.

Die Bilder sind geheimnisvoll, weil sie zu keinerlei offensichtlicher Interpretation einladen. Die Bilder sind real, weil Wunsch sie irgendwo auf der Welt entdeckt hat. Sie sind konstruiert, weil die Perspektive und der Bildausschnitt konstruktiv gewählt wurden und sie minimale, konstruktive Optimierungen enthalten können, wenn Details nicht richtig ins Bild passten. Sie sind faszinierend, weil sie unsere Aufmerksamkeit auf jene Teile unseres eigenen Kopfkinos lenken, von dem wir wahrscheinlich niemals vollständig wissen werden, wie sie zusammen funktionieren.
Ein Teil des Geheimnisses liegt in uns, weil unser Kopfkino im Kontext der harmonischen Komposition der Bilder und ihrer sinnvollen, ausbalancierten Konstruktion auch einen interpretierbaren Inhalt für die Codierung der Symbole, Zeichen und Buchstaben erwartet. In vielen der Bilder finden sich auch Strukturen aller Art, die geradezu nach Sinn zu rufen scheinen. Das Geheimnis ergibt sich, aus den vielen Interpretationen, die sich finden lassen. Unser Kopfkino hat bei vielen Erwachsenen eine idealistische Programmierung, da es anscheinend immer nach der einen richtigen Interpretation sucht.

Was sich daraus über uns selbst lernen lässt, ist ebenfalls nicht eindeutig. Die religiösen Idealisten lernen, dass die Suche nach den Idealen fest in uns verankert ist und sehen darin eine Bestätigung ihres Glaubens und übersehen möglicherweise, dass potentiell verschieden programmierte Kopfkinos auch unterschiedliche Glaubenssysteme erzeugen können und auch erzeugen – wie man an den Streitigkeiten unter Idealisten erkennen kann. Wer auf die Erkenntnisse der kybernetischen Modellbildung zurückgreift, erkennt womöglich, dass die Programmierung unseres Kopfkinos von unserem Lernverhalten abhängt. Je mehr Ebenen der Selbstbeobachtung es besitzt, desto weniger ist es von Widersprüchen in Sprachspielen blockiert, die sich oft aus fehlenden Metaebenen der Wahrheitsinterpretationen ergeben und desto bereiter ist es, dazu zu lernen.
Einfache Gemüter glauben deshalb bereitwillig etwas zu wissen, weil ihr Kopfkino es so bestätigt, wie sie es glauben wollen. Sie werden sehr früh in ihrem Leben durch den Glauben erleuchtet. Große Geister verfügen über ein Kopfkino, das, bis es erlischt, alles hinterfragt aber nicht zur Ruhe kommt. Wunschs Bilder geben einfachen Gemütern und großen Geistern jenen Stoff, der ihnen hilft, ihr eigenes Kopfkino zu betrachten, die Ebenen der Selbstbeobachtung zu erweitern und das lernende Fortschreiten des eigenen Geistes zu aktivieren und zur Ruhe zu kommen. Sie müssen es nur wollen.